Seite wird geladen...
DE
|
EN
Ausstellung
CHRISTA JEITNER
... nach Polen
DATUM 18. Oct. 2025 - 13. Dec. 2025 Ort Galerie Bernau ERÖFFNUNG 17. Oct. 2025 18:00

Christa Jeitner, Polen-Gedenktücher – III. »Keine Aufschrift«; Assemblage; 1984. Foto: Georg Eckelt

Polen ist der Knotenpunkt im Netzwerk der Künstlerin Christa Jeitner, den sie für diese persönliche Ausstellung als Schwerpunkt wählte. In der Zeit nach dem Mauerbau reiste sie privat in das Nachbarland und tauchte ein in die dortige Kunst in ihrem existenziellen Ernst. Die Arbeiten, die sie dort kennenlernte, ließen die Verletzungen und Zerstörungen der Okkupationszeit erahnen, die darin verarbeitet wurden. Es gelang ihr, zahlreiche Künstlerfreundschaften aufzubauen. Sie studierte die Ethik des Widerstandes von Jan Strzelecki, der darauf abhebt, die zwischenmenschliche Brüderlichkeit der Vergewaltigung der Werte gegenüberzustellen. Nach seinem gewaltsamen Tod macht sie sich zur Aufgabe, sein „Erproben im Zeugnis“ für Deutsche zugänglich zu machen. Ausgelöst durch die starke Ausdruckskraft der polnischen Kunst, suchte und fand sie ihren künstlerischen Ausdruck jenseits von Ästhetisierung. Tief berührt von ihren Erfahrungen und auf der Suche nach Direktheit schuf sie textile Arbeiten aus oft auch vor Ort erworbenen Garnen zu Auschwitz, Treblinka, dem Warschauer Ghetto und Bełżec, letzteres erst kürzlich fertig gestellt. Eine große Bandbreite dieser Werke sind nun erstmalig in der Galerie Bernau zu sehen und teilweise vor Kurzem neu montiert. Die textilen, sehr greifbaren Werke füllen als Installationen und an den Wänden den vorderen Galerieraum und nehmen die Besuchenden mit in eine vielschichtige persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Erinnern.

Im Kontrast zu diesen harten Themen schuf Jeitner auch Landschaftsbilder, den Strandstreifen bei Gdynia, dieLandschaften um die Stadt Ka.

Die Landschaften setzen sich fort in den Gedenktüchern im hinteren Raum und sind ein Reflex aus der Zeit nach dem Kriegsrecht 1981-83. Hier deuten dunkle Streifen oder die Gabel als Symbol für den Hunger das durchlebte Unglück an, die Revolution verloren zu haben, tragisch gescheitert zu sein und die Meinungsfreiheit erneut zu verlieren. Das erste mit dem Titel Trauerhaut ist Tadeusz Brzozowski gewidmet, es ist eine Reminiszenz an seine verborgen kritische Haltung und seine Art, das erlebte humorvoll und mit Leichtigkeit zu verarbeiten.

Bernau ist der Ausgangspunkt der Lebenswelt und das Zentrum von Jeitners Netzwerk. Hier wuchs sie auf und erlebte die Eroberung 1945, die Massenquartiere kurz nach dem Krieg, später den Abriss der Altstadt, der sie als Restauratorin besonders betroffen machte. Eingreifen war unmöglich, es blieb nur dokumentieren, zeichnend und schreibend. Daraus entstanden die Notizen zu einer Bestandsaufnahme während des Flächenabrisse von 1982 im Altstadtkern von Bernau, die damals von den Kulturfunktionären gezielt umgangen wurden.

Jeitner gibt uns Einblicke in ihr sechs Jahrzehnte langes künstlerisches Schaffen, in denen sie die Kunstwelt Bernaus und seiner Umgebung entscheidend geprägt hat.

 

GALERIE BERNAU

BÜRGERMEISTERSTR. 4
16321 BERNAU BEI BERLIN

 

ERÖFFNUNG 17. Oktober 2025, 18 Uhr

BEGLEITVERANSTALTUNG 13.Dezember2025,16Uhr

Lesung und Gespräch mit der Künstlerin

 

Mehr Informationen finden Sie hier