
Hal Busse, Rote Sonnen (Variante 4), 1963, © Städtische Museen Heilbronn / Privatbesitz, Foto: Frank Kleinbach, Stuttgart
Hal Busse (1926–2018), die 2026 einhundert Jahre alt geworden wäre, zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Geboren in Jagstfeld bei Heilbronn, blieb sie ihrer Heimat zeitlebens ebenso verbunden wie dem Reisen – immer wieder zog es sie nach Paris, Venedig oder an den Nil. „Alle Motive führen zum Wald oder Wachstum“, notierte sie 1957. Ab diesem Jahr stellte Hannelore, die fortan unter dem Namen Hal Busse arbeitete, ihre Werke aus. Sie entstammte einer Künstlerfamilie und wurde schon früh von ihrem Vater, dem bekannten Landschaftsmaler Hermann Busse (1883–1970), unterrichtet. Seit 1956 war sie mit dem Künstler Klaus Bendixen (1924–2003) verheiratet.
Über sieben Jahrzehnte widmete sich Hal Busse – auch als zweifache Mutter – nahezu täglich ihrer Kunst. Sie pflegte ein weitreichendes Netzwerk, besuchte Ausstellungen in ganz Europa und blieb stets künstlerisch aktiv. Ihre Motive fand sie in ihrer unmittelbaren Umgebung: zu Beginn in den Badenden an Jagst und Kocher oder bei der Obsternte, später im elterlichen Garten in Heilbronn. Themen, denen sie sich kontinuierlich widmete, waren die Weinberge, das Wasser, die Badenden und immer wieder der Mensch. „Mein Interesse gilt dem Menschenbild im Bezug zur Welt“, sagte sie selbst.
Ihre künstlerische Sprache war keine rein formale – sie entstand aus Beobachtungen und spiegelte sowohl persönliche Begegnungen als auch politische Herausforderungen wider. Dass für Hal Busse die Kategorien „gegenständlich“ und „abstrakt“ keine Rolle spielten, war für ihre Generation ungewöhnlich. Ihr ging es ausschließlich um eine bildnerische Realität, die aus Farbe, Struktur, Ordnung und ästhetischen Erfahrungen hervorgeht. Dafür erprobte sie eine Vielzahl künstlerischer Materialien, wobei sie besonders die sinnliche Kraft der Farbe betonte. Ab 1957 ließ sie in ihren Nagelreliefs die „Farbe in den Raum springen“.
Inmitten von Strömungen wie dem Informel, dem Konstruktivismus oder der ZERO-Bewegung, an deren Ausstellungen sie teilnahm, entwickelte sie eine unverwechselbare künstlerische Handschrift. Kompositorisch spielte die Kreisform in vielen ihrer Werke eine zentrale Rolle, während farblich das Rot dominierte – „Rot geht mit allen Farben“, erklärte die Künstlerin. Während der Studentenproteste in Paris 1968 wandte sich Hal Busse wieder figürlichen Darstellungen zu und schuf Paarbilder sowie Antikriegswerke. Ihre plastischen Objekte der 1970er-Jahre zeugen von ihrer intensiven Auseinandersetzung mit einer lebenswerten modernen Umwelt und Architektur. Ihre zahlreichen Kunst-am-Bau-Projekte verstand sie selbst als „gebaute Bewegung im Raum“.
Die umfangreiche Retrospektive lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, eine beeindruckende Künstlerin neu zu entdecken, deren Werk zunehmend auch internationale Aufmerksamkeit erfährt. Begleitend werden Gemälde ihres Vaters Hermann Busse, ihres Ehemanns Klaus Bendixen sowie Arbeiten von Zeitgenossen wie Hans Schreiner und Ruth Eitle gezeigt. Auf diese Weise öffnet die Ausstellung ein bedeutendes Kapitel süddeutscher Kunstgeschichte. Sie entsteht in Kooperation mit dem Hal Busse Archiv/Johanna Bendixen in Hamburg und wird unterstützt von Katarina Bendixen sowie der Galerie Volker Diehl in Berlin.
22.11.2025 - 29.03.2026
Städtische Museen Heilbronn
KUNSTHALLE VOGELMANN
Allee 28, 74072 Heilbronn
Mehn Informationen finden Sie hier

